Zillertaler Bergführer
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Das Gipfelbuch vom Großen Greiner

1914

Am 27. Juli 1914, dem Tag, an dem die ersten Gerüchte über den serbisch-österreichischen Konflikt die Runde machten, verewigten sich Dr. Rudolf Leistner und Stephan Schneeberger im Gipfelbuch des Großen Greiners. Nur einen Tag später erklärte Kaiser Franz Joseph Serbien den Krieg – der Beginn des Ersten Weltkriegs. Dass dieses historische Dokument fast neunzig Jahre später wiederentdeckt wurde, verdankt sich dem Zufall: Im Sommer 2004 stieß Patrick Hörhager, Ururenkel des Alpinisten Alfons Hörhager, bei einer Besteigung des Greiners auf das originale Gipfelbuch von 1888 – erstaunlich gut erhalten.

Der Große Greiner nimmt unter den 3000ern der Zillertaler Alpen eine besondere Stellung ein. Nicht seine Höhe, sondern seine reichhaltigen Mineralienvorkommen machten ihn schon früh bekannt. Mit dem Bau der Berliner Hütte wurde er auch für Bergsteiger interessant. Um die Wende zum 20. Jahrhundert erlebte der Greiner seine touristische Blüte, ehe das Besteigungsinteresse infolge der gesellschaftlichen Umbrüche stark nachließ.

Das Gipfelbuch umfasst den Zeitraum 1896 bis 1920 und erlaubt einen faszinierenden Einblick in den frühen Alpinismus:

Besonders bemerkenswert ist, wie sich der Beruf des Bergführers in dieser Zeit entwickelte. Was 1865 von Behörden noch als „prekäres Nebeneinkommen“ galt, wurde bald zu einem anerkannten Handwerksberuf mit hohem Verantwortungsbewusstsein. Die Aufzeichnungen zeigen, dass Qualität stets Vorrang vor Masse hatte und Führungen mit großer Professionalität durchgeführt wurden.

Das Gipfelbuch des Großen Greiners ist damit weit mehr als eine Sammlung von Namen – es ist ein Zeitzeuge der Alpingeschichte und spiegelt zugleich die gesellschaftlichen und klimatischen Veränderungen jener Epoche wider.

#365 Tage Freude am Berg