Die Erstbesteigung des Ortlers 1804
Die Erstbesteigung des Ortlers
Im Jahr 1804, in einer Zeit, als das Zillertal noch von Wäldern, sumpfigen Talböden und verstreuten Dörfern geprägt war, wagte sich eine kleine Gruppe von Männern an die Erstbesteigung des höchsten Tiroler Berges: des Ortlers, 3.905 m. Die Expedition stand unter der Leitung von Bergoffizier Dr. Gebhard, der im Auftrag von Erzherzog Johann nicht nur den Gipfel, sondern auch die Natur, Mineralien, Pflanzen und Lebensweisen der Talbewohner erforschen sollte.

Gebhard nahm die Zillertaler Johann Leitner und Johann Klausner mit, erfahrene Offiziersgehilfen, die bereits bei früheren Aufträgen an seiner Seite gestanden hatten und wertvolle Dienste leisteten. Erste Versuche, den Berg zu erklimmen, scheiterten an der steilen Tabarettawand. Als Gebhard krank wurde, führten Leitner und Klausner die Expedition weiter – unterstützt von Josef Pichler, einem erfahrenen Jäger aus dem Passeier.
Am 27. September 1804 war es schließlich soweit: Pichler, Leitner und Klausner erreichten nach mühsamem Aufstieg über Gletscher und Felswände den Gipfel des Ortlers. Kurz nach 10 Uhr standen sie auf dem höchsten Punkt Tirols, erlebten die erhabene Stille der Berge und kehrten am Abend wohlbehalten nach Trafoi zurück.
Die Erstbesteigung war ein Zeugnis von Mut, Ausdauer und Leidenschaft für die Natur – lange bevor Bergsteigen zum Sport wurde. Sie markierte den Beginn der alpinistischen Erschließung der Ostalpen und gilt bis heute als Meilenstein der Tiroler Berggeschichte.