Zillertaler Bergführer
MENU

Nener Simal Tuxer Bergführer 1867 – 1948

… wie wird die Geschichte weiter gehen?

Ginzling behielt bis heute seine Sonderstellung als alpiner Dreh- und Angelpunkt im Zillertal. Die vom Zillertal aus erreichbaren Hochtäler wie das Gerlostal und das Tuxertal nahmen schon früh eine eigenständige Rolle in der alpinen Erschließung ein. Besonders im Tuxertal entwickelte sich eine eigene Bergführergemeinschaft, die unabhängig von Ginzling agierte und Bergsteigern sicher durch die hochalpinen Regionen begleitete.

Der wohl bekannteste Vertreter dieser Tradition war Simon Tipotsch, geboren 1867, gestorben 1948 in Hintertux. Simon, liebevoll „Nen Simal“ oder „Siml“ genannt, war mit rund zwei Metern Körpergröße ein beeindruckender Mann – stark, verlässlich und respektiert. Als Bergführer und Schützenhauptmann führte er Wanderer und Alpinisten sicher über schwierige Routen, besonders über den Riepensattel. Oft erforderte seine Arbeit Mut und Erfahrung, besonders bei den Rückwegen über vergletscherte Strecken, die damals noch weit ungesichert waren.

Um 1910 stand für Simon eine solche Tour wieder an. Da kein zweiter Führer verfügbar war, übernahm er die Route diesmal allein. Wahrscheinlich machte widriges Wetter die Spuren unsichtbar, und auf dem Rückweg stürzte Simon hoch oben am Tuxer Ferner in eine Gletscherspalte. Beide Beine wurden schwer verletzt. Am nächsten Morgen machte sich die Dorfgemeinschaft auf die Suche, doch gefunden wurde er zunächst vom Spannagelwirt: erschöpft, verzweifelt, kämpfte er sich den Gletscher hinab. Die Verletzungen heilten nie vollständig; fortan blieb Simal auf einen Gehstock angewiesen, und sein Lebensweg wurde durch die Tragik dieses Unfalls gezeichnet.

Trotz allem blieb er eine starke Persönlichkeit, geachtet und geliebt, deren Mut und Durchhaltevermögen bis heute in den Erinnerungen der Hintertuxer weiterleben. Nach Erzählung seiner Enkelin Wilma Egger, geb. Wechselberger Hohenhaus, war Simon nicht nur ein großer Bergführer, sondern auch ein Mensch, dessen Lebensgeschichte von Stolz, Stärke und leiser Melancholie geprägt war.

#365 Tage Freude am Berg