Johann „Hans“ Fiechtl 1884 – 1925
„Schwachzn’stua Hansl“ Kletterpionier, Erfinder des Fiechtlhakens
Hans Fiechtl wuchs in Schwendau im Zillertal auf, eingebettet in die Berge, die sein Leben bestimmen sollten. Schon als Kind entwickelte er eine katzenhafte, sichere Klettertechnik und eine Leidenschaft für das Erkunden von Felsen, die ihn zu einem der herausragendsten Bergführer und Kletterer seiner Zeit machte. Sein Mut, seine Kreativität und sein Gespür für die Möglichkeiten am Fels machten ihn zum echten Klettergenie.

Fiechtl war das Bindeglied zwischen den verschiedenen alpinen Philosophien: vom kompromisslosen Freiklettern Paul Preuß’ bis zu den technisch orientierten Methoden der Münchner Schule. Er verband Draufgängertum mit Fachwissen, Frohsinn mit Verantwortung und hielt als erster Bergführer Kletterkurse für Jugendliche ab. Seine große Gabe lag darin, andere an seinem Wissen teilhaben zu lassen, sei es bei Erstbegehungen oder in der Ausbildung junger Kletterer.
1910 erfand Hans Fiechtl den ersten brauchbaren Felshaken, ein bahnbrechendes Sicherheitsinstrument, das den Bergsport revolutionierte. Gemeinsam mit Otto Herzog legte er den Grundstein für das moderne Klettern, erhöhte die Schwierigkeit von Routen und ermöglichte, dass steile Felsen mit vertretbarem Risiko erklommen werden konnten. Seine Erstbegehungen in den Zillertaler Alpen, im Wilden Kaiser, in den Dolomiten und im Rofan setzten Maßstäbe für Generationen von Bergsteigern.
Als Bergführer war Fiechtl weit über Tirol hinaus hochgeschätzt. Mit Feingefühl, Mut und Verantwortungsbewusstsein führte er Gäste auf anspruchsvolle Routen, darunter auch die jungen Pionierinnen des Damenbergsports. Alpinistinnen wie Lisl Rhomberg und Milana Jank erlebten ihn als geduldigen, fordernden und inspirierenden Lehrer, der Frauen auf ihrem Weg zu großen alpinen Leistungen unterstützte – eine Rolle, die in jener Zeit besonders mutig und wegweisend war.
Privat war Hans Fiechtl lebenslustig, humorvoll und treu zu Familie und Freunden. Seine Lebensfreude spiegelte sich in jeder Tour wider. Tragischerweise endete sein Leben 1925 beim Abstieg vom Totenkirchl – vermutlich durch einen Herzinfarkt – doch seine Leistungen, seine Erfindungen und sein Geist leben weiter. Der Fiechtlhaken, seine legendären Erstbegehungen und die Inspiration, die er Kletterern und Bergführerinnen hinterließ, machen ihn unvergesslich.
„Ein wahrer Prachtkerl, der Hans!“ – Franz Nieberl, 1927