Zusammentreffen mit Wegbereitern
Wie Sepp Forcher einmal sagte: „Ich versuche, nicht nachtragend zu sein, aber ich vergesse auch schlecht.“
So geht es auch mir – manchmal leider, in diesem speziellen Fall jedoch Gott sei Dank.
Die ersten Schritte – oder besser gesagt Stürze – ins Bergsteigen führten mich und meinen Bruder in einen Bergsteigerkurs der Alpenvereinsjugend. Nicht im selben Jahr, denn das konnten sich unsere Eltern damals nicht leisten: zuerst ich, ein Jahr später Andreas. Ziel war die Franz-Senn-Hütte im Stubai. Dort hatte ich meinen ersten Berührungspunkt mit der Hütte und mit der Familie Fankhauser. Unsere Bergführer waren damals Horvath Herbert und der sehr junge Toni Ponholzer. Herbert leitete unsere kleine Gruppe, überwiegend junge Bergsteiger aus dem Zillertal. Ihn durfte ich später noch einmal als junger Bergführer erleben – bei einer Skitourengruppe der ÖAV-Bergsteigerschule. In diesen Tagen habe ich über Schnee mehr gelernt als in meiner gesamten Bergführerausbildung.
Horst Fankhauser, gerade von einer großen Expedition zurückgekehrt, nahm ich damals zum ersten Mal wahr: als Hüttenwirt und zugleich als eine der prägenden Persönlichkeiten des Tiroler und internationalen Bergführerwesens. In den Jahren danach teilten wir sowohl großartige Momente als auch dunkle Stunden in den Bergen.
Mit Begeisterung, aber bescheiden ausgerüstet, durfte ich vor 35 Jahren deine auf Expeditionen getragenen Gamaschen ausleihen, Horst. Für mich als Kind war das etwas ganz Besonderes. Unser zweites Zusammentreffen war für mich von schwerem Lernen geprägt – und doch hast du mich mit viel „pädagogischen Geschick über diese Lebensentscheidende Hürde der Bergführerprüfung getragen.
Unvergessliche Erinnerungen wie das „Schlafen oder Verschlafen beim Spätdienst“, das „Fensterputzen trotz Eiseskälte“, das Training mit den Springern in Arco oder die vielen „Narrenden Narren“, die auf die Hütte kamen, haben unser Vertrauen immer weiter vertieft. Besonders wertvoll war auch, dass mein Bruder von euch so herzlich aufgenommen wurde – zuerst als Hüttenbursche, dann als Bergführer und heute als fester Bestandteil des Erfolgssystems am Solstein.

Der Höhepunkt unseres gemeinsamen Weges war sicher das Unternehmen „Ama Dablam“. Nur jemand, der selbst in schwierigen Bergen unterwegs war, weiß, wie schnell Großartiges und Schreckliches nahe beieinanderliegen. Dass ihr uns damals – als Eltern - losziehen ließet, hat mir sehr gutgetan.
Liebe Clara, deine Gespräche mit Lisi über das besondere Leben in einer „Bergführerehe“ waren selten, aber prägend und hilfreich. Und auch deine kleinen, aufmerksamen Gesten haben mir immer das Gefühl gegeben, zu eurem Kreis zu gehören.
Das Schönste ist, dass sich all dies nun in wunderbarer Weise mit Thomas und Beate wiederholt. Dafür braucht es wohl eine gehörige Portion „Fetten“. Und zuletzt hat mich auch das Schicksal mit Günter heuer noch einmal spüren lassen, wie sehr euer Herz hinter mir steht – und das hat alles in ein noch wärmeres Licht gerückt.
25 Jahre Bergführer. Diesen Weg habt ihr – bewusst oder unbewusst – unheimlich geprägt und mitgestaltet. Um weiterzukommen, muss man irgendwann die Spur seiner Vorbilder verlassen. Aber das heißt nicht, dass man sie vergisst.
Ich bin froh, glücklich und vielleicht auch ein wenig sentimental, aber ganz ehrlich, wenn ich sage: Ihr, Horvath Herbert und die Familie Fankhauser, seid das Beste, was mir im Leben passieren konnte.
Danke euch Dreien!