Zillertaler Bergführer
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Hörhager Alfons

 

1875 - 1962
„Tiggl Alfons“

„Sein Leben – die Berge“
gelebte Dienstleistung am Berg auf höchstem Niveau
erster Schiführer im Zillertal

Alfons Hörhager – Sehr viel Detailliertes ist über Alfons Hörhager „Tiggl Alfons“ zu hören, hat er es doch geschafft in das hohe Alter von 87 Jahren zu kommen und auf Grund seiner Persönlichkeit auch in der Gegenwart bleibend in Erinnerung zu sein. Obwohl es Alfons Hörhager nicht immer leicht im Leben hatte und es mit ihm auch nicht immer leicht war, sticht im Zusammenhang mit der Art wie er „sein Furtschaglhaus“ betrieb sowie den durchgeführten Führungstouren und den damit verbundenen Eintragungen ins Hütten- und  „Führerbuch“ vor allem das besonders fürsorgliche Bemühen, um die sich dem Alfons als Gäste anvertrauenden Menschen hervor.

Erste genauere Aufzeichnungen in einer Bergführerliste um 1910 weißen darauf hin, dass Alfons Hörhager (Auf dem Furtschaglhaus) geb. 1875 / Jahr der Autorisierung 1903 neben Siegfried Schneeberger der weitest gereiste Bergführer des Zillertals war. Geführte Bergtouren führten Alfons auf alle Hauptgipfel d. Zillertaler Gruppe, Passeierspitze, Kuchenspitze, Patteriol, Matterhorn, Dent Blanche, Monte Rosa, Jungfrau, Finsteraarhorn und Skihochtouren im Mont-Blanc-Massiv.

Diese Bandbreite an aufgesuchten Tourengebieten in dieser frühen Zeit des Bergtourismus sind Zeugen eines großes Entdeckerherzens – dabei wurde in verschiedensten Berichten über den unverkennbaren Orientierungssinn in hochalpinen Gelände, auch in für Alfons neuen unbekannten Gebieten erzählt, sogar in den Zermatter Bergen haben sich, bei schwierigen Wetter- und widrigen Sichtverhältnissen junge ansässige Schweizer Bergführer im Abstieg von Hütten und Bergen ihm und seiner geführten Gruppe, über die doch sehr spaltenreichen Gletscher anschlossen.

Alfons verstand sich als Bergführer aber auch als Dienstleister auf höchstem Niveau.

Zahlreiche Einträge im Hüttenbuch, seiner Heimat, dem Furtschaglhaus und in seinem jährlich der Behörde vorzulegenden Führerbüchern von Gästen die mit Alfons enger oder in Distanz in Verbindung standen stimmen in der Richtung überein, dass das Wohl der sich ihm anvertrauten Gäste in besten Händen war und mehr als gewöhnlich versucht wurde die Wünsche der Kunden zu erfüllen.

Nur ein in sich ruhender und zufriedener Mensch, der um sein persönliches Leistungsvermögen Bescheid weiß, hat die Kunst Werte wie: >>vorbildliche Umsicht und Zuvorkommenheit<< oder >>aufmerksam bei Gefahren, über die er mit Humor hinweghilft<< authentisch zu leben.

Sein Einsatz für vermisste, verunglückte oder gar tödlich verunfallte ist beispielgebend. Unvollkommenheit und Schwäche sowie das Verständnis für den Betroffenen ist wohl seiner eigenen Einschränkung durch eine Schussverletzung an der linken Hand zu zuschreiben.

Und zu guter Letzt entspringt einem guten Menschenherz auch Übermut und Neugier. So ist es kaum verwunderlich das Alfons Hörhager mit überlassenen Skiern eines Lawinenopfers, der am Saurüssel den Lawinentod fand, erste Versuche im alpinen Skilauf / Tourenskilauf in den Zillertaler Alpen unternahm.

Noch bevor der uns bekannte Skilauf im Zillertal Einzug gehalten hat. Er sah in diesem neu aufkommenden Sportgerät eine große Chance im Bergführerberuf.

Sobald Alfons die nötige,- durch die kaputte linke Hand eingeschränkte – Einstockskitechnik perfektioniert hatte, führte Alfons Hörhager 1911 Skihochtouren, die seinen Gast (erste bekannte geführte Skihochtour von Mayrhofen bis Gröden mit dem deutschen Staatsminister Dr. Reinhold Sydow seines Zeichens erster Vorsitzender der Sektion Berlin von 1898 – 1908) vom Zillertal aus bis nach Gröden brachte, durch. Bis dahin war für Bergführer hauptsächlich der Sommer die Einnahmequelle in den Bergen, im Winter wagte man sich nur bei besten Verhältnissen ins winterliche Hochgebirge, und nur sehr wenige Alpinisten mit ausgerüstet mit Schneereifen waren bereit dafür. In den Aufzeichnungen der Erschließungszeit der Zillertaler Alpen ist nur ein einziges Winterunternehmen aufgelistet. Alfons Hörhager ist neben Heinrich Moser der Skipionier im Zillertal und als erster Schiführer des Tals zu benennen, ein Detail dazu, die ersten durch den zuständigen D.u.OeAV organisierten Schiführerkurse in der Bergführerausbildung fanden erst im gleichen Jahr statt.

Bei tieferer Betrachtung von Alfons Hörhager Lebensweise, die auf sehr viel Gesehenes und Erlebtes zurückgreift, ist eine große Wertschätzung gegenüber allem Leben, auch als Jäger gegenüber den Gämsen zu erkennen. Nicht umsonst wurde Alfons Hörhager von vielen Gruppen und Menschen als Bergfreund gesehen, sein Leben mit unterschiedlichsten Auszeichnungen durch verschiedene Organisationen gewürdigt. Er selbst blieb bescheiden, in der Öffentlichkeit wortkarg.

Seine Leidenschaft war „sein“ Furtschaglhaus, die Gamsjagd und die Liebe zu den heimatlichen Bergen, von welchen er mit 80 Jahren am Schönbichler Horn sehr wehmütig Abschied nahm. Wie ankommende Bergsteiger verwundert auf der Berliner Hütte berichteten: “Es sitzt ein alter Mann unverletzt am Gipfel des Horns, mit Tränen in den Augen?“ Auch die dem Alfons folgenden Generationen alles Bergführer, sein Sohn Karl mit Olga und sein Enkel Gerhard mit Rosi sind untrennbar mit der Geschichte der Berliner Hütte und deren Bewirtschaftung.

Aus den Führerbüchern von Alfons Hörhager Einträge von 1903 - 1954

Bergführer alter Schule
In unserer letzten Ausgabe haben wir in einem schlichten Nachruf des Bergpioniers Alfons Hörhager gedacht. Sicher werden es alle seine vielen Freunde, Bergkameraden und bekannte begrüßen, wenn wir heute sein Wirken als Bergführer noch einmal erstehen lassen, indem wir die markantesten Eintragungen aus seinen Führerbüchern zum Abdruck bringen.

Was beim Studium dieser Bücher besonders auffällt, ist, Dass Hörhager von Anfang an als umsichtiger, gewissenhafter Führer und ausgezeichneter Bergkamerad bezeichnet wird und dies auch sein Leben lang blieb. Lassen wir aber die Bücher sprechen:

Zeugnis 13.7.1903
Mit der Führung Alfons Hörhagers vom Furtschaglhaus über Schönbichlerhorn war ich in jeder Beziehung vollauf zufrieden. Derselbe ist, wenn es um Führungen von Damen handelt, allerbesten zu empfehlen.

F. Christmann aus Frankfurt/Main

Auszug aus einer Eintragung vom 30.9.1903:
…. Führer Hörhager ungemein aufmerksam, zuvorkommend, äußerst gewissenhaft und umsichtig, der einem selbst über die gefährlichsten Stellen mit Humor hinweghilft.

Auszug aus einer Eintragung betrifft: Führung in der Schweiz vom 16.7. bis 4.8.1904
Unter anderem wurden Jungfrau und Matterhorn bestiegen usw.

Auf allen diesen Touren hat sich Alfons Hörhager als Führer allerersten Ranges erwiesen., dem nicht genug Lob nachgesagt werden kann. Zumal ihm das Gebiet vollkommen fremd war, zeigte er in dem gewiss sehr schwierigen Zermatter-Berner- Gletscherterrain eine derartige Sach- und Fachkenntnis, dass sich ihm die des Gebietes kundigen Führer willig unterordneten.

Auszug aus Seite 76 des Führerbuches vom 22.8.1907
Hörhager führte uns bei schrecklichem Schneesturm und furchtbarer Kälte….

Er bewies die hervorragendsten Führereigenschaften und zeigte sich seines Rufes als bester Führer vollkommen würdig.

Auszug aus dem Führerbuch vom 10.8.1911
Der Bergführer Alfons Hörhager hat mich und Herrn O. Köhn aus Berlin bei einer Pfingsttour von der Berliner Hütte ab nach Mayrhofen, dann von… (Ort ist unleserlich) über den Kronplatz nach St. Vigil, weiter über das Vigiller Jöchl nach Covara und über das Grödner Joch nach Wolkenstein begleitet und sich – wie immer – als ein angenehmer, intelligenter und zuverlässiger Führer und Begleiter erwiesen.

Bozen, 10.8.1911, Dr. Sydow aus Berlin, Staatsminister

Eintragung am 8.8.1939:
Mein lieber Freund! Zu viele schönen Bergfahrten, die wir zwei gemeinsam unternahmen, kam nun heute eine neue: „Der Breitnock“. Ich weiß, es war Dir, mein lieber Freund, genauso eine große Freude wie mir selbst Immer ist es ja so schön, wenn man den Gipfel erreicht hat und einer zum anderen sagt: “Da drüben saßen wir im Sturm (Turnerkamp), „da drüben war ein herrliches Wetter“ (Olperer) usw. Wir werden beide älter, aber ich hoffe doch, wir werden noch so manchen Gipfel gemeinsam bezwingen.

Bergheil, mein lieber Freund!
Dein dankbarer Oskar Blüthner, Sekt. Jung-Leipzig

Eintrag vom 22.7.1940: Großer Möseler und zurück.
Mit herzlichem Dank für den Freund der Berge, der Liebe und Ehrfurcht vor seinen Bergen zu wecken versteht.

W. Bohm

Eintragung vom 14.9.1948:
Herr Alfons Hörhager, zu seiner Führung auf das Große Möseler aufgenommen, da die Verhältnisse infolge heftigen Sturms, Nebels und bis zu 30 bis 40 Zentimeter Neuschnee höchst ungünstig waren.

Wir waren unser drei und zählten mit dem Führer zusammen 212 Jahre – gewiss eine schöne Anzahl von Jahren, 78, 73, 61.

Hochbefriedigt nahmen wir von der mustergültig geführten Hütte und ihrem Wirtschafter Hörhager Abschied.

Sepp Huber, 14.9.1948

Eintragung vom 7.7.1952: (Drei Damen aus Brüssel)
Wir danken unserem Großvater für den schönen Tag mit ihm.

Marie Charlier, Brüssel

Eintragung eines Engländers vom 4.7.1952:
This is the best mountain guide I have ever had.

Eintragung vom 21.7.1953
Heute war der Höhepunkt meines Lebens. Ich war nämlich zum ersten Male auf einem Dreitausender- Gipfel. Ohne Herrn Hörhager hätten wir diese Tour überhaupt nicht gewagt, so aber war es ein völlig geglücktes Unternehmen. Wir konnten bis zur Bernina in der Schweiz sehen. Wir danken Herrn Hörhager für seinen Beistand und hoffen, daß er noch vielen durch seine Führung eine ebenso große Freude bereiten möge wie uns.

Margerit Tiefenbacher, Reinbeck-Hamburg 21.7.153

P.S.: Die uns von Herrn Hörhager geschenkten Edelweiß werden uns eine liebe Erinnerung an diesen Tag bleiben

und schließlich die letzte Eintragung vom 8.9.1954:
Herr Hörhager hat mich heute trotz unsichtigen Wetters in kurzer Zeit auf den Großen Möseler geführt, eine für sein Alter außerordentliche Leistung. Seine Umsicht und Zuvorkommenheit sind vorbildlich und lassen den Bergführer alter Schule erkennen. Ich wünsche ihm aufrichtig, daß er noch viele Touren bei voller Gesundheit in seiner schönen Bergheimat durchführen kann, denn Erinnerung ist ein bleibendes Gut.

Zum Gedenken eines Mannes, dessen Liebe zu den Bergen Vorbild und Auftrag zugleich sein sollte. Bis in sein hohes Alter hieß sein Hauptanliegen: „Nicht nachlassen mit Bergsteigen!“ Alfons Hörhager soll Ansporn sein, unsere herrliche Bergwelt weiterhin die Treue zu halten.

#365 Tage Freude am Berg