Zillertaler Bergführer
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Moser Heinrich


1864 – 1900
„Sagschneider Heinrich“

Erster Schibergsteiger im Zillertal
1889 Erste Schibesteigung der Dufourspitze 4634 Walliser Alpen
Reisen als Bergführer in den Kaukasus
Erstbegeher in den Zillertaler Alpen

Moser „Sagschneider“ Heinrich – Erstbesteiger, Skibergsteiger erster Expeditionsbergsteiger

Sagschneider Heinrich, wie in alle nannten, war Sägewerksbetreiber in Mayrhofen und als solches ein stattlicher Mann mit ansehen. Aus diesem gesellschaftlichen Umstand heraus ist es zu verstehen, dass Henrich unter der zweiten Generation von aufkommenden und sich vermehrenden Zahl an Bergführern im Zillertal eine markante Rolle spielte. Nun wenn man das Bergführerwesen versteht, weiß dass Sägewerksbetreiber und stattlicher Mann zu wenig ist, um eine Vorreiter Rolle unter Bergführern einnehmen zu können. Heinrichs Wirkungszeit im Bergführerwesen viel auch in die Zeit wo der Gedanke des Alpenvereins als Bewegung im Sinne von Breitensport immer stärkeren Einfluss in den heimischen Bergen bekam.

Das Zeitalter der „Führerlosen“ begann, die Gebrüder Zsigmondy, Purtscheller und  der wortgewaltige Lammer als vehementesten Vertreter, die zu Beginn ihrer ersten Berührungen mit neuen Gebirgsgruppen nicht ganz so „führerlos“ unterwegs waren, bekamen auf Grund ihrer zumeist vorhandenen akademischen Titeln und der Gesellschaft in der sie sich bewegten, mit ihren alpinen Taten große Aufmerksamkeit, nicht selten wurde dabei die geleistete Unterstützung der Bergführer verschwiegen. Die Vorreiterrolle der Bergführer in der Erschließung den verschiedensten Gebirgsgruppen bzw. die wirtschaftliche Notwendigkeit der beruflichen Auslastung durch Gäste wurden dabei wenig berücksichtigt, was aus dem Blickwinkel der Bergführer sicher zu Spannungen führte.

Das Gast-Bergführerverhältnis zu Oscar Schuster war für Heinrich Moser darum ein Wichtiges. Hatte Schuster, wie es damals üblich war, die meisten Alpentouren mit Hilfe von Bergführern bewältigt, so führte ihn, ein zufälliges Treffen im August 1891, im Zillertal mit Eugen Guido Lammer zusammen.

Nicht nur eine gemeinsame Neutour auf die Feldkopf (Lammergrat) wurde gemacht, sondern eben auch die „Entdeckung“ des führerlosen Gehens schwieriger Touren, wie es Lammer in dieser Zeit besonders propagierte. Schuster absolvierte in den Folgejahren viele führerlose Touren, griff jedoch auch weiterhin auf die Dienste von ansässigen Bergführern und im Zillertal auf Heinrich Moser zurück.

Mit Oscar Schuster als weiterhin zuverlässigen Gast unternahm Moser in den Zillertaler Alpen die Erstbegehungen des Kleinen Löfflers am 27. Juni 1893 und die der östlichen Floitenspitze im gleichen Jahr durch.

Besonders verwundert muss sich sein Umfeld gezeigt haben als Moser ausgestattet von Oscar Schuster die ersten Versuche mit Alpinschi an den winterlichen Hängen von Mayrhofen unternahm, Schuster verfolgte einen Ehrgeizigen Plan. 1898 war es dann soweit, es ging mit Moser nach Zermatt, zur ersten winterlichen Besteigung des höchsten Innerschweiz stehenden 4000er – der Dufourspitze – eine Skitour auf diesen Berg erfordert großes alpines Können.   Obwohl sich Schuster etwas beschwerte das Moser über den Winter zu wenig trainiert hätte und die Zermatter einen technischen Unterschied zwischen den Fahrstilen von Schuster und Moser erkannten, wie im SAC hämisch nachzulesen ist, Moser war der Führer und brachte seinen Gast Schuster erfolgreich am 23. März 1898 auf den Gipfel des Berges und wieder gesund ins Tal, die weitere Skibesteigung des Stockhorns war noch eine Draufgabe für die zwei Ski- Erstbesteiger der winterlichen Dufourspitze.

Schuster war es auch, der großes Interesse für andere Gebirgsgruppen entwickelte, vor allem den Kaukasus. So kam es, dass auch Moser und seine Dienste bei den ersten Fahrten eingesetzt wurden und es zu ersten Erkundigungen und Möglichkeiten zu Besteigungen kam. Heinrich Moser wurde für seine Leistungen mit einer großen Auszeichnung gewürdigt.

Heinrich war nicht nur ein umsichtiger Bergführer in den vergletscherten Regionen, Moser wurde auch für Klettertouren in den Dolomiten gebucht. Leider nahm das Bergführerleben Moser Heinrich dem Sagschneider dort am 18. Juli 1900 durch einen unglücklichen Absturz ein viel zu frühes Ende.

Aus der kleinen Chronik der Zillertaler Bergführer

Verfasser Bergführer Hans Kröll 1982

Mit der Erschließung der Ostalpen wurde auch das Bergführerwesen im Zillertal aktuell. Einer der bekanntesten Bergführer vor der Jahrhundertwende war Heinrich Moser aus Mayerhofen (Sagschneider Heinrich), der nicht nur in den heimischen Bergen, die ihm anvertrauten, Herren auf die Zillertaler Gipfel führte, er war auch n den Dolomiten ein gefragter Schutzengel.

Seine markanteste Leistung in der Erschließung der winterlichen Gipfel war die erste Begehung mit Skiern von der Bétempshütte (2802m) über den spaltenreichen Monte-Rosa- Gletscher auf die Dufourspitze (4638m). Diese Begehung wurde am 23. März 1898 mit Herrn Oscar Schuster, Bergführer Heinrich Moser und Severin Aufdenplatten aus Zermatt als Träger durchgeführt.

Bei der Hütte wurde um 3 Uhr 10 aufgebrochen, um 17 Uhr 20 war man auf dem Gipfel der Dufourspitze und um 23h12 wieder bei der Bétempshütte. Am 24. März wurde noch das Stockhorn mit Skiern erstiegen, am 25.3. bei sehr schlechten Wetter nach Zermatt abgefahren.

Bericht aus der Zillertaler Heimatstimme vom 21.2.1982 verfaßt von Hans Kröll „Hansler-Hansl“ Kleine Chronik über die Zillertaler Bergführer

Erschienen: Österreichischen Alpen-Zeitung,
Österreichischer Alpenklub     Wien, 1898
Redaction: Dr. Oscar Schuster      

Am 21.März d. J. begab ich mich in Begleitung des Führers Heinrich Moser aus Mairhofen Zillerthal von Visp nach Zermatt. Bis St. Niklaus gingen wir zu Fuss, von dort ab benützten wir einen Schlitten, kamen jedoch wegen des schlechten Weges nur langsam vorwärts. An vielen Stellen war die Strasse in Lawinenkegeln eingeschnitten, und zerschlagene Ställe und lawinenverheerter Wald, Muhren und Felsstürze zeugten von dem Unwetter, das dem Wallis kurz vorher grossen Schaden zugefügt hatte.

In Zermatt angelangt, war unsere Sorge vorerst auf die Gewinnung eines Trägers gerichtet. In August Gentinetta, dem Herr Paulcke ein Paar Skier zum Geschenk gemacht hatte 1), fanden wir einen solchen. Leider wurde uns der Mann am nächsten Morgen untreu, sodass wir in Verlegenheit gerathen wären, wenn sich nicht in Severin Aufdenplatten ein Stellvertreter gefunden hätte. Er erhielt meine Reserveskier, und bei klarem Wetter konnten wir endlich 7 h 40 m früh das Dorf verlassen. 2) Auf Riffelalp 9 h 42 m – 10 h Rast. Ueber die Trümmer einer grossen Lawine stiegen wir in östlicher Richtung zur Linie der Gornergratbahn empor und folgten ihr bis beinahe zum Riffelhaus. 11 h hielten wir in gleicher Höhe mit dem Hôtel eine einstündige Rast, dann wurden die Skier angelegt, und in grossen Zickzacks stiegen wir gegen den Rothen Boden empor. Da mein Führer die edle Kunst, wie sich später noch deutlicher zeigen sollte, nur sehr mangelhaft beherrschte und der Träger überhaupt zum ersten Male auf den glatten Hölzern stand, gelangten wir erst 1 h 35 m auf die Einsenkung östlich vom Riffelhorn. Die Märzensonne hatte den Schnee auf den Südhängen bereits völlig erweicht, sodass wir den Sommerweg nach Gadem nicht wagen durften, sondern den directen Abstieg zum Gornergletscher wählen mussten, der sich langsam am Seil unter geschickter Benützung aller Felsvorsprünge vollzog. Es war ein gefährliches Stück Arbeit. 3 h 10 m standen wir auf dem Gletscher. Die Skier, die natürlich bei dem directen Abstieg nicht von Nutzen sein konnten, traten wieder in Verwendung und erwiesen sich als vorzüglich. 5 h 12 m legten wir sie vor der Thür der Bétemps-Hütte wieder ab.

Nach einer recht gut verbrachten Nacht verliessen am 23. März Moser und ich 3 h 10 m früh die Hütte, die zu den besten des Schweizer Alpen-Club gehört, die ich kenne. Bald mit, bald ohne Hilfe der Schneeschuhe stiegen wir zur oberen Plattje hinan. 6 h 52 m löschten wir das Licht, und von nun an benützten wir die Skier ununterbrochen bis unter den Sattel des Monte Rosa (bis ca. 4250 – 4300 m Höhe). In grossen Windungen schlängelte sich unser Weg über die weiten, von Spalten durchfurchten Schneefelder in die Höhe. Meinem Führer habe ich zu Anfang des Winters ein Paar Schneeschuhe mit der Aufforderung, sich fleissig zu üben, geschickt. Leider erwies sich die Technik aber daraus als ungenügend, und Moser kam trotz ausserordentlicher Anstrengung nur langsam vorwärts und erschöpfte immer mehr seine Kräfte, sodass ich ernstliche Sorgen um das Gelingen der Partie hegte. Aber mit Unrecht! Energie überwand schliesslich die körperliche Schwäche, und 1 h 50 m betraten wir nach etwa 9 – 9 ½ stündiger Gehzeit den Sattel.

Der Grat war in schlechtem Zustand, theilweise leicht überwächtet, verschneit und vereist. Aber Moser hatte die alte Kraft und Behendigkeit wieder gewonnen, mit grosser Geschwindigkeit schlug er die Stufen, mit Sorgfalt sondierte er die Wächten und säuberte die Felsen vom Schnee. Und dennoch zeigte die Uhr 5 h 20 m als wir den Gipfel der Dufourspitze betraten, das letzte Stück hatte 3 St. 20 Min. erfordert. Italien deckte ein Nebelmeer, aber in blendendem Glanze lag der weite Alpenkranz vor uns, kaum ein Wölkchen trübte die Aussicht. Es war uns nicht vergönnt, sie zu geniessen, ein langer Abstieg und die Nacht drängten zur Rückkehr. 5 h 23 m verliessen wir den Gipfel, standen 6 h 15 m auf dem Sattel und 6 h 17 m bei den Skiern. Obwohl wir hier eine viertelstündige Rast hielten, würde es doch einem guten Schneeschuhläufer leicht gelungen sein, noch bei Tageslicht die obere Plattje zu erreichen doch mein Freund Paulcke mit einem Anfänger im Skilauf noch mit 90 Min.3) Aber Moser blieb arg zurück, und als die Dunkelheit aufzog, befanden wir uns noch in einer Höhe von 3700 Meter. Ich glaubte nicht mit einem unsicheren Manne über die von Spalten durchschnittenen Schneehalden in der Nacht abfahren zu dürfen, und so blieb nichts Anderes übrig, als die Skier abzulegen und, weil der Mond nicht schien, mit der Laterne den Weg zu suchen. Bei der völligen Dunkelheit waren wir verurtheilt, grösstentheils die Anstiegsspur als Leitlinie zu benützen und die grossen Windungen auszugehen, die wir am Morgen mit den Schneeschuhen gemacht hatten. Infolgedessen erreichten wir erst 11 h 12 m nachts die Bêtemps-Hütte.

Am 24. März verliessen Moser und ich – Aufdenplatten war bereits am vorhergehenden Tag nach Zermatt zurückgekehrt – erst 12 h 7 m mittags die gastliche Stätte. Eine schöne Abfahrt brachte uns zum Gornersee. Auf der Nordseite umgingen wir ihn und stiegen dann durch eine Schneemulde auf eine höhere Terrasse des Gornergletschers empor. Hier beschlossen wir, da sich das Wetter sehr drohend gestaltete, unser ursprüngliches Ziel, die Cima di Jazzi, aufzugeben und das Stockhorn in Angriff zu nehmen, dessen Gipfel noch erreichbar schien, bevor Sturm und Nebel einfielen. Wir querten daher den Gletscher gegen den Stockhubel, liessen am Gletscherrande die Skier zurück (2 h 30 m – 2 h 47 m) und erreichten über Schneefelder, die steilen Felsen der Südwand und den gegen Südwest ausstrahlenden Sporn 4 h 20 m den Gipfel. Da bereits ringsum graue Nebelwände aufstarrten, traten wir sogleich den Rückzug auf der Anstiegslinie an. Am Gletscherrande 5 h 7 m – 5 h 22 m. Obwohl die Orientierung und damit die Abfahrt durch des Wetters Ungunst stark erschwert war, trafen wir 6 h 58 m in der Bêtemps-Hütte glücklich wieder ein.

Noch am Abend begann es ziemlich stark zu schneien, und nicht ohne Sorge traten wir am 25. März 7 h 35 m morgens in das Schneewetter hinaus. Der Nebel war anfangs so dicht, dass man kaum auf 4 – 5 Meter etwas sah, und ein Abfahren äusserst gefährlich. Glücklicher Weise klebte im Gegensatz zu den Verhältnissen an den letzten Tagen der Schnee, sodass man nicht zum Gleiten kam und, wenn auch langsam, so doch sicher vorrückte. Natürlich war der Compass unser einziger Helfer, und unzählige Umwege wegen der Spalten, der Moränen und der Eistrichter waren nöthig, bis es uns gelang, einige hundert Meter östlich von der Stelle das nördliche Ufer des Gornergletschers wieder zu gewinnen, an der wir es zwei Tage früher verlassen hatten. Im Schutze einer Felswand stiegen wir ein Stück weit ohne Schneeschuhe schräg nach rechts in die Höhe, dann ging es – wieder mit Skiern – nach links wenig ansteigend in den Sattel zwischen Rifelhorn und Gornrgrat. Hier besserte sich das Wetter einigermaassen, der Schneefall hörte auf, und die Nebel zerrissen. Wir stiegen auf den Bahnkörper ab und verfolgten ihn bis Riffelalp. 12 h 2 m – 12 h 20 m rasteten wir hier in einem Stalle, dann setzten wir per pedes apostolorum den Abstieg nach Zermatt fort. An 1 h 30 m nachmittags.

Ohne Skier wäre die geschilderte Unternehmung unmöglich gewesen, da der Schnee, besonders auf dem Gornergletscher, sehr tief und nicht tragfähig war. Die Lawinengefahr war dank der geschickten Führung durch Moser auch am letzten Tage unserer Tour trotz des Neuschnees nicht erheblich.

1) Oesterr. Alpen-Zeitung   1898, S. 30.   2) Einem löblichen Brauche folgend, theile ich mit, dass Aufdenplatten nun ebenfalls eigene Schneeschuhe besitzt. Er wohnt im Winter in Täsch, im Sommer ist er als Führer thätig.  3) Oesterr. Alpen-Zeitung 1898, S. 30.  Bilder: Wikipedia.de, Familienbesitz

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