Mythos Großglockner 3798m
- warum man diesen Österreicher einmal bestiegen haben sollte
Der Berg:
Ortler 3899 m, Großglockner 3798 m und Großvenediger 3666 m - die großen Drei Altösterreichs, wenn man die Bergprospekte aufschlägt. Kein Bergsportler kommt an ihnen vorbei. Jeder in seiner Form markant, ihre Besteigungsgeschichten ähnlich und sehr stark im damaligen Zeitgeist eine Verbindung zwischen Kaiserhaus bzw. Kirche und wagemutigen Einheimischen, die nach der Besteigung zu „Volkshelden“ gemacht wurden. Mit dem Zerfall der Monarchie blieb im „neuen“ Österreich ein unumstrittener, unbezwingbarer übrig: der Großglockner. Jeder Österreicher, der auch nur ein bisschen mit seiner Heimat verbunden ist, kennt ihn. Lieder wie von Fendrich „I am from Austria“ werden vor seiner Kulisse zu einer zweiten „Staatshymne“. Auch die Geschichte spiegelt Österreich an seinen Flanken wider. Von den ersten Hütten des noch jungen Alpenvereins bis zum ersten Bergführerverein in Kals und den Ostalpen, parallel zu den Bergführern von Chamonix der zweite in den Alpen überhaupt. Bis hin zu den Touren der „Wiener Bergsteigerschule“, die sich wie Markgraf Pallivicini oder Eckstein vom Eroberungs- bzw. Erstbesteiger-Alpinismus zum Schwierigkeits-Alpinismus bewegte und durch Besteigungen am Großglockner, wie die berühmte Pallivicini-Rinne an seiner Nordseite deutliche Zeichen setzte. Der Glockner ist auch das Wahrzeichen des Nationalparks Hohe Tauern. Diese einmalig schöne Landschaft, die sich unmittelbar um diesen Berg befindet, muss einen fesseln und öffnen.
Das Kreuz:
Zu Ehren des 25-jährigen Ehejubiläums von Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth errichtet und diesem Jubiläum gewidmet, wurde im Jahre 1880 das unverkennbare 3 m hohe und 300 kg schwere Kreuz von Kalser Bergführern auf den Gipfel getragen und aufgestellt und strahlt seither unzähligen Bergsteigern entgegen.

Zur Frage als Bergführer:
Der Glockner vereint neben Form und Schwierigkeit gleich mehrere Ideale. Zum einen ist er als höchster Berg Österreichs ein Magnet. Er erfüllt alle Voraussetzungen für eine große Hochtour auf anspruchsvollem, aber nicht überforderndem Niveau. Die Anreise über sanfte Almen, der Aufstieg in der Abendsonne zur Stüdlhütte, immer den Gipfel im Blick, sind eine fast kitschige Einstimmung auf den nächsten Tag. Der frühe Aufbruch mit Stirnlampen, das erste Morgenrot in Gipfelnähe oder am Gipfel sind Momente, die immer wieder Geborgenheit vermitteln. Die Adlersruhe als höchstgelegene Hütte der Ostalpen, ihr Personal und die Art der Bewirtschaftung, auch ein Höhepunkt. Dann der rasante Aufstieg mit einer für viele ungewohnt ausgesetzten Steilheit und doch durch die Sicherungspunkte und an den legendären Eisenstangen sehr gut machbar. Der Anstieg führt über „Glocknerleitl“ - Kleinglockner - Gocknerscharte mit unglaublichem Tiefblick in die Pallivicini Rinne - zum Hauptgipfel - kurzweilig, weil immer etwas Neues auf die Begeher wartet, kann man vor allem am Großglockner das Bergführerhandwerk richtig erleben. Das Erreichen des Gipfels war und ist immer ein besonderer Moment, der die Größe des Berges und die erbrachte Leistung jedes einzelnen Bergsteigers besonders belohnt und vielleicht erst im Tal mit einem „unglaublich da oben war ich“ bewertet wird. Auch der Abstieg fordert und lässt langsam die Freude über die Anspannung siegen, dieses eigene Gefühl der tiefsten Zufriedenheit erkennt man an den strahlenden Augen, wenn sie von ihrem positiven Erlebnis Großglockner erzählen. Dieses Strahlen ist die Belohnung und deshalb ist es für jeden, der die Möglichkeit hat, ein Muss, auf diesem Österreicher gestanden zu haben.