Zillertaler Bergführer
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Die Geburt einer Leidenschaft

Im Zillertal, so meinen Viele, hat man zwei Möglichkeiten: Entweder man beginnt im Kleinkindalter oder unsere Mütter gebären die Kinder überhaupt mit Skiern an den Füßen. Andreas und ich waren beide aber alles andere als „geborene Skiläufer“. Das Verständnis für die Bewegung am Fels und im Eis, welches wir durchs Herumturnen an Bäumen, Legföhren und kleinen Felsen erreichten, fehlte im Skilauf anfänglich zur Gänze. Erste Versuche an den verschneiten Hängen ums Haus ließen nicht erkennen, dass wir es später doch zu akzeptablen, geprüften Schiführern und Schilehrern schaffen sollten. Aber da unsere bergbegeisterten, erwachsenen Familienmitglieder Anhänger des Tourenskilaufs waren, kam es, dass, noch vor der Erbauung der großen Skigebiete im Tal, Andreas und ich durch Vaters Erfahrung schon viele winterlichen Tiefschneehänge unserer Heimat kennenlernen durften - auch im Bezug auf Gefahren und Schneequalität. Ein Foto, veröffentlicht in einem der ersten Fotobücher von mir, zeigt Vater, Andreas und mich am Gedrechten - einen Paradeberg im Winter.

Es war 1973 bei einem der ersten Gemeinschaftsausflüge der neu gegründeten Ortsstelle der Bergrettung Kaltenbach. Über dem damaligen kleinen Skiort Hochfügen über den Gedrechten dem „Hausberg“ der Gemeinde Kaltenbach zur Kaltenbacher Skihütte führte die Tour. Unser Vater schaffte es uns auf diese Tour mitzunehmen mit dem Vertrauen, dass wir als Kinder mit den Erwachsenen mithalten konnten. Zum Gipfel des Gedrechten gelangten man damals mit dem Holzalmlift von Hochfügen herauf, dann wurden über den Rücken Richtung Marchkopf zum Teil tragend - zum Teil fahrend aufgestiegen und zum Gedrechten nach Kaltenbach gequert, um dann an den Hängen (wo sich heute das Skigebiet Hochzillertal befindet) im schönsten Firn zur Kaltenbacher Skihütte und in weiterer Folge ins Tal abzufahren. Unsere erste „Skitour“ im Kreise von Vaters Bergkollegen, bleibt ein unvergessliches Erlebnis. Nichts war ab diesem Tag mehr wie zuvor: Die Leidenschaft „Tiefschnee“ war geboren, noch nicht ahnend, welche traumhaftschönen Momente in der Natur damit verbunden sein würden.

Dieses kleine Foto war für eine Gruppe Tiefschneebegeisterte der Grund sich bei mir zu melden. Die Aussage dieses Fotos für die Gruppe war: „Wer bereits im Schulalter die Berge von seinem Vater „vererbt“ bekommen hat, der muss sich auskennen“.

#365 Tage Freude am Berg